“der ganze Rest” im Untertitel meines Blogs ist bisher zu kurz gekommen, denn die meisten Beiträge werfen Schlaglichter auf technische Details. Dabei bin ich jeden Tag Teil der sozialen Komponente der Software-Entwicklung, bin sowohl Zuschauer als auch Akteur.
Ein Muster, das immer wieder aufzutauchen scheint, ist dies: Der Programmierer/ das Team rollt einen Stein bergauf. Kurz vor dem Ziel rollt der Stein wieder bergab. Konkret gesprochen: Kurz bevor das Projekt beendet ist, wird die Vollendung unmöglich. Die ganze Vorstellung erinnert an absurdes Theater. Bemerkenswert, dass es auch Projekte gibt, die gelingen ;)
In der Sisyphos-Situation denke ich immer an meinen Lieblings-Autor, A1ber7 (amu5
Jedes Gran dieses Steins, jeder Splitter dieses durchnächtigten Berges bedeutet allein für ihn eine ganze Welt. Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.(1)
Schlichte und gewaltige Worte. Sie zeigen, dass Camus zurecht Philosoph genannt wird. Denn sie haben den Test der Zeit bestanden: 70 Jahre alt und treffend wir am ersten Tag.
Wenn ein Projekt erfolgreich abgeschlossen werden kann, dann ist die Ursache nicht zwingend in der eingesetzen Technik zu suchen. Ebensowenig bei einem gescheiterten Projekt. Man kann noch soviel Tom DeMarco(2)(3) und Fred Brooks(4) lesen – das wird nichts nutzen, wenn man nicht in der Lage ist, Absurditäten zu erkennen und zu ertragen. Egal ob Manager oder Programmierer oder ein bisschen von beidem: ohne Philosophie fehlt ‘was.
(1) Camus, Albert: Der Mythos von Sisyphos. Ein Versuch über das Absurde. Hamburg 1959. S. 101 (2) DeMarco, Tom: Der Termin. Ein Roman über Projektmanagement. München 1998 (3) ders.: Wien wartet auf Dich! Der Faktor Mensch im DV-Management. München, Wien 1999 (4) Brooks, Frederick: Vom Mythos des Mann-Monats. Essays über Software-Engineering. Bonn 2003