Loeliger, Jon: Versionskontrolle mit Git

Loeliger, Jon: Versionkontrolle mit Git. Köln 2010. 338 Seiten, 39,90 Euro.

Immer wenn ein neues Versionskontroll-System im Bazaar zu haben ist brechen quasi-religiöse Debatten los: Heisst es nun “Version” oder “Revision”, welches System geht effizienter mit Speicherplatz um, welches ist schneller, technisch eleganter, welches Mumta verdischt am weilsten? Der Preis für die Benutzung des neuen System ist, dass man von den Erschaffern und Evangelisten eine Predigt über sich ergehen lassen muss. Inhalt ist, wie das neue System grundsätzlich intern arbeitet, welches Verständnis von Versionskontrolle die Erbauer haben und warum das alles viel besser ist als alles vorhergehende – das kommt alle Jahre wieder, seit Jahren, immer wieder aufs neue. Mach’ ‘ne Websuche nach “why subversion is better than cvs” und anderen mit entsprechend sinnvollen Änderungen und Du siehst, was ich meine.

Loeliger macht hier leider keine Ausnahme. Kapitel 1 behandelt die “Geburt” von git – wieder so eine Metapher und dazu eine, bei der ich Gebärneid von Programmierern assoziiere – kann sein, dass Joseph Weizenbaum[1] diese Idee zuerst hatte. Es folgen Kapitel zu Installation und Konfiguration – vernünftiger Aufbau, allerdings werden vor der Konfiguration schon “erste Schritte” getan, und das ist ungeschickt, denn es nötigt Loeliger, “seltsame Fehlermeldungen” zu erklären. Die Kapitel 4 und 5 enthalten die Grundsatzpredigt.

Die Kapitel 6 bis 12 enthalten Ausführungen zur alltäglichen Arbeit: Commits, Branching, Diff und Merge, verändern von Commits, zuletzt die Zusammenarbeit im Team mittels “entfernten Repositories” und die “Repository-Verwaltung”. Die Kapitel 13 bis 16 bedienen Spezialthemen: Patches, Hooks, die Kombination von Projekten und die mögliche Zusammenarbeit von git mit svn.

Sein Buch beschreibt alles ganz haarklein und technisch. Es ist gut, so eine Referenz zu haben, es sind etliche interessante und hilfreiche Details beschrieben. Aber in der alltäglichen Arbeit mit git ist es nur bedingt hilfreich, weil das Finden der relevanten Stelle mühsam ist. Seine Beispiele sind nicht immer durchgängig – das fällt aber erst dann auf, wenn man versucht, den vorgestellten Befehl auf das vermeintlich aktuelle Szenario anzuwenden, und das Ergebnis ein ganz anderes ist.

Beim Thema “Patches” beschreibt Loelinger ausführlich, wie man einen Patch mit Hilfe des Befehls git am anwendet, aber es fehlt eine Beschreibung des Befehls patch. Ok, dies ist ein Buch über git, aber an dieser Stelle ist es zu eingeschränkt, denn git am steht auf Systemen ohne git nicht zur Verfügung, patch aber meistens schon.

Das Buch zeigt Möglichkeiten, aber keine brauchbaren Handlungsanleitungen, keine Best Practices. Als Anfänger im Bereich Versionsverwaltung wünscht man sich vermutlich ein Buch, das unterschiedliche Verfahren darstellt, wie man allein und im Team mit Versionsverwaltung arbeiten kann, wann welches RCS sinnvoll ist, und Rezepte für die normalerweise nötigen Erledigungen. Ein Buch, das anhand der naheliegenden Fragen erklärt und keins, das Features durchhechelt.

Wenn im Alltag die git-Hilfe und Google schnell zum Ziel führen – warum dieses Buch kaufen? Der Tiefe wegen und wegen der Bücherliebhaberei. Online ist ein anderes Git-Buch verfügbar, ebenfalls mit Predigt in Kapitel 1, der Rest ist brauchbar. Ein Online-Buch zur Versionskontrolle mit Subversion erklärt die grundlegenden Konzepte besser.

[1] Habe keine Quelle für diese Behauptung gefunden und “Die Macht der Computer die Ohnmacht der Vernunft” unauffindbar verlegt, bin aber bei der Suche über einen interessanten Artikel gestolpert.

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